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Warum wir die Westrandbrücke brauchen

Stellungnahme zur Beschlussvorlage Nr. 100/2020: Bürgerentscheid Westrandbrücke - verkehrliche Konzeption Westrandstraße / Westrandbrücke

 

Wir Grüne sind aus 2 Gründen für die Westrandbrücke:

  • Wir brauchen die Westrandbrücke, damit wir die Neue Mitte für die Remsecker Bürgerinnen und Bürger als attraktives neues städtebauliches Zentrum entwickeln können und
  • damit wir einen besseren Verkehrsfluss und weniger Staus auf und um die Neckarbrücke herum bekommen.

 

Weniger Staus

Das neue Verkehrsgutachten von Modus Consult geht von aktuell 33 000 KfZ/Tag auf der jetzigen Neckarbrücke zwischen Neckargröningen und Neckarrems aus. Wenn wir alles so lassen und keine neue Brücke bauen, geht die Verkehrsprognose davon aus, dass auf dieser Brücke im Jahr 2035, also in 15 Jahren, 36 000 KfZ/Tag fahren werden. Das wäre also noch schlechter als heute. Also müssen wir etwas tun.

 

Wir sind für die vorher von Herrn Dr. Gericke vorgestellte Variante 3bei der Westrandbrücke. Als Realisten gehen wir Grüne von den Verkehrszahlen der Variante 3a aus, also ohne Nord-Ost-Ring. Da hätten wir dann 37 000 KfZ/Tag auf der Westrandbrücke (WRB). Das ist viel, zweifellos. Wir hätten aber einen besseren Verkehrsfluss und weniger Staus als auf der heutigen Neckarbrücke. Warum? Weil die Knotenpunkte, also die Kreuzungsbereiche bzw. die Anschlüsse der anderen Straßen weiter auseinander liegen, also entzerrt sind. Es können dann in der gleichen Zeit mehr Fahrzeuge die Brücke queren als auf der jetzigen Brücke.

 

Die Planung geht davon aus, dass dadurch die Qualitätsstufe D für den Verkehrsfluss, also ausreichend (Note 4 laut Schulnoten), erreicht wird. Das wäre ein Fortschritt! Auf der jetzigen Brücke haben wir die Qualitätsstufe F oder unbefriedigend, also eine glatte 6. Außerdem erhoffen wir uns, dass die Westrandbrücke den Schleichverkehr aus den Ortsteilen herausbringt.

 

Das sind für uns die rein verkehrlichen Argumente, die aus unserer Sicht für die WRB sprechen.

 

Jetzt zu unserem 2. Argument, warum wir für die WRB sind: Wir wollen die WRB, weil wir die Neue Mitte wollen und die WRB für uns deren verkehrliche Voraussetzung ist.

 

Wer die Neue Mitte will, braucht die Westrandbrücke! Es geht nicht nur um die Frage WRB ja oder nein, sondern damit unmittelbar zusammenhängend: Wollen wir eine attraktive Neue Mitte: ja oder nein. Wir Grünen sind für die Westrandbrücke, weil nach unserer Meinung nur so eine attraktive Neue Mitte möglich ist. Nur mit der WRB kann ein wirkliches städtebauliches Zentrum Remseck entstehen.

 

Es macht keinen Sinn 30 000 oder noch mehr Kraftfahrzeuge durch ein Stadtzentrum zu führen und schon gar nicht durch ein Zentrum, das noch geschaffen wird. Das wäre aus unserer Sicht eine Fehlplanung und die sollten wir vermeiden.

 

Wir alle haben jetzt die Möglichkeit darüber zu entscheiden, was wir wollen. Wir Grüne wollen eine Neue Mitte und zwar eine attraktive! Für uns Grüne ist klar: Eine Neue Mitte in Remseck macht nur Sinn mit der WRB. Sie macht nur Sinn, wenn der Verkehr nicht durch die Mitte hindurchfährt, sondern an deren westlichen Rand verlagert wird. Im Zentrum soll Vorfahrt für Fußgänger, Radfahrer und den ÖPNV gelten, nicht für Autos und LKW's.

 

Jede Veränderung bringt Vor- und Nachteile. Wir sehen im Bau der Westrandbrücke wesentlich mehr Vorteile als Nachteile. Die WRB ermöglicht uns mit der Neuen Mitte ein urbanes Zentrum in Remseck mit verdichtetem und umweltverträglichem Wohnen. Hier können mehrere hundert neue Wohnungen entstehen und neue Wohnungen brauchen wir angesichts Wohnungsknappheit und hoher Wohnungspreise dringender denn je. Hier haben wir die Möglichkeit in großem Umfang neuen Wohnraum zu schaffen und dabei auf energieeffiziente, klimafreundliche Bauweise und umweltfreundliche Mobilität zu setzen.

 

An keinem anderen Ort in Remseck ist uns dies nach dem Flächennutzungsplan möglich. Außerdem ermöglicht dieser zentrale Standort, der fußläufig und mit dem Fahrrad von tausenden Menschen in Neckargröningen, Neckarrems und Aldingen in wenigen Minuten erreicht werden kann, die Ansiedlung von Geschäften im Handels- und Dienstleistungsbereich. Mit dem ÖPNV, sei es per Bus oder Bahn, können auch die Menschen aus den anderen Stadtteilen bequem das neue Stadtzentrum erreichen.

 

Nord-Ost-Ring (NOR) und Westumfahrung Aldingen

Modus Consult hat nicht nur untersucht wieviel Fahrzeuge im Planfall Null, also ohne jegliche neue Brücke oder Straße sowie bei ausschließlichem Bau der WRB durch die Neue Mitte fahren würden, sondern auch, wenn der NOR zusätzlich zur WRB gebaut würde und wenn statt der WRB eine Westumfahrung Aldingen gebaut würde wie es die Bürgerinitiative "Wir für morgen" vorschlägt.

 

Ergebnis aller untersuchten Varianten ist, dass immer über 20 000 Fahrzeuge durch die Neue Mitte fahren würden. Das ist zuviel für eine attraktive Neue Mitte, in der sich die Menschen gerne aufhalten und nicht von Autos und LKW's gestört werden wollen. Die Westumfahrung Aldingen ist für uns daher keine Alternative zur WRB. Sowohl für die Westumfahrung Aldingen als auch für den NOR gilt außerdem: Sie stehen beide aktuell nicht im Angebot. Im Angebot steht nur die WRB, nur darüber geht der Bürgerentscheid im November.

 

Für den NOR gilt außerdem, dass über ihn schon seit Jahrzehnten sehr kontrovers diskutiert wird und in der Raumschaft keine Einigung herbeigeführt werden konnte und es nach unserer Ansicht hier auch in Zukunft zu keiner Verständigung kommt. 3 betroffene Städte sind mehrheitlich dafür - Remseck, Ludwigsburg, Waiblingen -, 3 dagegen - Fellbach, Kornwestheim und Stuttgart. Da wird der Bund als Finanzierungs- und Projektträger doch kein Geld bereitstellen, wenn die eine Hälfte schimpfen und die andere Hälfte jubeln würde. Da gibt er doch lieber Geld dorthin, wo alle Beifall klatschen.

 

Was ist die realistische Alternative zur Westrandbrücke?

Alles bleibt wie es ist. Es wird keine neue Brücke gebaut. Was wäre die Konsequenz daraus? Wenn wir alles so lassen und keine Westrandbrücke bauen, dann wird der Verkehr auf der jetzigen Neckarbrücke auf 36 000 KfZ/Tag zunehmen. Das ist dann realistisch gesehen der Prognose-Nullfall ohne Nord-Ost-Ring. Dann wird das Land als Straßenbaulastträger irgendwann die Neckarbrücke sanieren müssen.

 

Bei einer solchen Sanierung, einer bis dahin weiterhin gestiegenen Verkehrsmenge und noch mehr Staus als heute, wird die Brücke voraussichtlich nicht nur saniert, sondern auch verbreitert werden. Wenn dann das Ziel sein sollte wie bei der Westrandbrücke beim Verkehrsfluss die Qualitätsstufe D hinzubekommen, dann wird man mindestens eine 4-spurige, wenn nicht gar eine 6-spurige Brücke brauchen, weil wegen der Lage der Brücke die Knotenpunkte nicht so entzerrt werden können wie bei der Westrandbrücke. Das wäre dann eine wirkliche Monsterbrücke. Wir Grüne wollen keine solche Monsterbrücke!

 

Durch die Finanzierungszusage des Landes ist die Westrandbrücke zum Greifen nahe. So weit waren wir noch nie. Wir Grüne sind froh, dass die Stadt mit dem Land übereingekommen ist, dass sich das Land mit 75 % an der Finanzierung der Westrandbrücke beteiligt.

 

Fazit

Ich komme zum Schluss. Wir Grüne sind für die Westrandbrücke, weil sie zum einen durch die Entzerrung der Knotenpunkte einen besseren Verkehrsfluss bringt und dadurch Staus vermeidet oder zumindest verringert, zum anderen, weil sie eine attraktive Neue Mitte ermöglicht. Die Westrandbrücke ist für uns die verkehrliche Voraussetzung der Neuen Mitte. Die Westrandbrücke ist eine Chance für Remseck, eine große städtebauliche Chance und auch eine Chance aus rein verkehrlicher Sicht. Diese Chance sollten wir nutzen. Wir Grüne werben dafür, dass die Bürgerinnen und Bürger beim Bürgerentscheid im November für die Westrandbrücke stimmen.

 

Die Variante 3a ist für uns die richtige, sinnvolle und vernünftigste Planungsvariante. Deshalb werden wir dem Beschlussvorschlag der Verwaltung, diese Variante als verkehrliche Konzeption dem Bürgerentscheid zu Grunde zu legen, zustimmen.

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