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Landwirtschaftliche Felderrundfahrt

Die Stadtverwaltung und die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) der landwirtschaftlichen Ortsvereine Remseck hatten den Gemeinderat zu einer Felderrundfahrt in Aldingen und Neckargröningen eingeladen.

 

Nach der Begrüßung durch OB Schönberger und Hans Kurz, den Vorsitzenden der ARGE auf dem Bauernhof Leutenecker, führte uns Jürgen Leutenecker, der Obmann der Neckargröninger Bauern, durch die Gemarkung Neckargröningen. Anschließend führtes uns die neue gewählten Obmänner aus Aldingen, Julian Walker und Alexander Gauss, über die Aldinger Markung.

 

Flächenverbrauch

Wir konnten nicht nur hervorragend stehende Ackerfrüchte sehen, die eine gute Ernte erwarten lassen, sondern bekamen auch mit, welche Themen die Landwirte derzeit vor allem beschäftigen. Das fing an mit dem geplanten Radschnellweg von Ludwigsburg nach Waiblingen, der die Markung Neckargröningen stark betrifft. Kritisch sehen die Landwirte den Flächenverbrauch für den Radweg, der auch landwirtschaftliche Flächen betrifft. Landwirtschaftliche Flächen sind in Remseck knapp und so schmerzt die Landwirte jeder Flächenverlust z.B. durch neue Baugebiete, Straßen, Wege oder auch die Stadtbahnverlängerung nach  Pattonville. Bemerkenswert ist, dass der Nord-Ost-Ring von den Landwirten nicht als möglicher Flächenverbraucher angesprochen wurde. Werner Escher, der frühere Aldinger Obmann, wies daraufhin, dass viele Feldwege, die heute von Landwirten, Fußgängern und Radfahrern genutzt werden, erst im Rahmen der Flurbereinigung entstanden sind und die dafür notwendigen Flächen früher landwirtschaftlich genutzt waren. 

Konkurrenz gibt es nicht nur um landwirtschaftliche Nutzflächen, sondern auch bei der Nutzung der Feldwege. Das konnten wir live erlauben, als sich ein Fußgänger und ein Radfahrer darüber heftig beschwerten, dass der Traktor mit den zwei Anhängern, auf den wir saßen, ihnen bei einem Halt den Weg versperrten und sie nicht auf den Randstreifen ausweichen wollten.

 

Landwirtschaft und Naturschutz

Gemeinsam mit den Landwirten soll ein Biotopverbund Streuobstwiesen in Remseck entstehen. Frau Ulrike Greskamp von der Fachgruppe Grünplanung erläuterte in groben Zügen was da derzeit geplant wird. Die Landwirte wiesen darauf hin, dass wir sehr viele Landschaftselemente in unserer Remsecker Landschaft haben und von einer ausgeräumten Agrarlandschaft daher keine Rede sein könne.  In der Tat berichtete Frau Greskamp, dass wir auch seltene Vogelarten wie den Steinkauz oder den Wendehals hätten. Der Biotopverbund soll dazu dienen u.a. diese Arten zu erhalten. Wichtig sei derzeit, dass alte Bäume in Streuobstbeständen noch lange erhalten blieben, bis neue Bäume deren Funktionen im Biotopverbund übernehmen könnten.

 

Rebhuhn und Säume

Thema war auch das Rebhuhn, dessen Bestand in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen ist. Das Rebhuhn braucht Säume und keine Hecken. Wir konnten sehen, dass einige Landwirte Blühstreifen am Rand ihrer Äcker angelegt hatten. Im Sinne der Ökologie ist das sehr gut. In der Diskussion wurde von Andreas Fallert vom Landschaftserhaltungsverband Ludwigsburg betont, dass mehrjährige Pflanzstreifen grundsätzlich ökologisch wertvoller als einjährige seien und besonders wichtig sei das für das Rebhuhn. Rebhühner bräuchten Flächen mit Kräutern und Insekten. Dazu könnten mehrjährige Blühstreifen mit einer lockeren Vegetation dienen, da die Rebhühner schon im April oder Mai Flächen eine ausreichende Deckung benötigen, z.B. auch als Schutz vor Greifvögeln. In diesem Zusammenhang ging es dann auch um das Thema ökologische Vorrangflächen, also um Flächen, die nicht landwirtschaftlich genutzt werden. Das wurde nicht nur unter Naturschutzaspekten diskutiert, sondern auch wegen des Russland-Ukraine-Krieges und einer Verknappung an Getreide.

 

Ausgleichsflächen

Vor ca. 20 Jahren wurde beim Stämmegraben in Aldingen (beim sog. Biotop mit dem kleinen See) eine Fläche der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen bzw. extensiviert. Das war eine sog. Ausgleichsfläche für die Erweiterung des Gewebegebiets Schießtal. Frau Greskamp berichtete, dass der damals angestrebte Zielzustand laut Monitoring nicht erreicht worden sei und man derzeit über Ursachen und das weitere Vorgehen diskutiere.

Die Landwirte wiesen darauf hin, dass die Landwirtschaft zum einen durch Bau- oder Gewerbegebiete oder neue Straßen landwirtschaftliche Nutzflächen verliere und zum anderen auch noch durch die dafür notwendigen ökologischen Ausgleichsflächen, die den ökologischen Verlust durch die neuen Bau-und Verkehrsflächen kompensieren sollen. Dabei wiesen sie auch darauf hin, dass die meiste landwirtschaftlich genutzte Fläche der Landwirte Pachtfläche sei, schätzungsweise 80 %, die Landwirte also oft bei diesen Flächenverlusten keine Grundstückserlöse hätten, weil diese an die Eigentümer gingen, die heute oft keine Landwirte mehr seien.

 

Danke schön!

Wir bedanken uns für die sehr interessante Felderrundfahrt, das anschließende sehr gute Essen und den anregenden Gedankenaustausch mit den Landwirten.  Wir finden diesen Austausch mit der Landwirtschaft, die nicht nur unsere Nahrungsmittel produziert, sondern auch wesentlich unsere Kulturlandschaft prägt und erhält, sehr wichtig.

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