video_label

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

Die Mehlschwalbenkolonie in Pattonville gehört zu den größten in Baden-Württenberg.

Die Mehlschwalben-Kolonie in Pattonville gehört mit zu den größten in Baden-Württemberg. Um auch bei der intensiven Siedlungstätigkeit und der großen Bautätigkeit Kolonien der Mehlschwalben zu erhalten, wurden an den Häusern zahlreiche Kunstnester angebracht. Öfter entdecken interessierte Ornithologen und Bürger nun aber, dass die an ihrem Haus angebrachten Kunstnester unbesetzt sind und nicht genutzt werden.

 

Ein Grund für uns, sich einmal mit den Mehlschwalben in Pattonville zu beschäftigen. Deshalb hat uns ein Bericht von Dr. Hölzinger besonders interessiert, der mit der Kontrolle der Mehlschwalbenpopulation in Pattonville beauftragt ist und die Zahl der Brutpaare seit 1997 erfasst hat. Schon Jahre davor hat er sich für die Erhaltung der Mehlschwalben in Pattonville und die Vorschriften für die Kunstnester eingesetzt.

 

Dr. Hölzinger listet in seinem Bericht (über das Jahr 2012) sehr akribisch auf, wie viele Mehlschwalben sich in Pattonville in den vergangenen Jahren aufhielten und kommt zu – bis jetzt - durchaus erfreulichen Zahlen. Dr. Hölzinger: „Im Jahr 2012 brüteten in Pattonville insgesamt 446 Brutpaare der Mehlschwalbe. Alle Bruten fanden in künstlichen Nisthilfen statt. Nach 2008 waren auch 2012 keine Naturnester mehr besetzt oder angelegt worden. Die Besetzungsquote der Kunstnester beträgt insgesamt 40 %.“

 

Allerdings ist seinen Zahlen auch zu entnehmen, dass die Zahl der Brutpaare 2012 erstmals 10% geringer (446 Brutpaare) ausfällt als in den vergangenen Jahren, in denen die Population über 500 Brutpaare auswies. Besonders wichtig sind dabei die Kunstnester an den öffentlichen Gebäuden (hier insbesondere an der Realschule und an der Kreisberufsschule) die zu einem deutlich höheren Prozentsatz besetzt sind als die Nester an privaten Wohngebäuden. Diese Gebäude befinden sich allerdings auch an den „grünen“ Rändern von Pattonville. Ein Grund für diese Bevorzugung der Randlage könnte sein, dass sich dort wesentlich mehr Insektennahrung für die Schwalben befindet und ein ungestörterer Aufenthalt als an den Wohngebäuden.

 

Besonders wichtig, so Dr. Hölzinger, ist es auch, die Maßnahmen zur Taubenabwehr so zu gestalten, dass sie sich nicht gegen die Schwalben richten. Leider geschieht dies an einigen Häusern. Dort sind Stahlstifte und Netze an den Nestbrettern oder um die Nester angebracht, was natürlich dazu führt, dass diese Nester nicht mehr für die Schwalben nutzbar sind. Weiter Dr. Hölzinger: „Die Bestandsentwicklung der Mehlschwalbe ist in Pattonville dank der Schutzmaßnahmen längerfristig durchaus positiv. Die Maßnahmen zum Schutz der Vögel müssen aber fortgesetzt werden. “

 

Nach den vielen Baumfällungen in den letzten Februarwochen und der immer dichter werdenden Besiedlung werden die Freiräume, die Pattonville so attraktiv machten, nicht nur zum Ärger der Mehlschwalben sehr viel enger. Auch wir werden also die Zahlen weiter im Auge behalten und uns für jedes zusätzliche „Grün“ einsetzen.

expand_less