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Heiße Abende in Berlin und Pattonville

Während in Berlin auf der großen politischen Bühne ein wilder Reigen um die Wahl eines neuen Bundespräsidenten aufgeführt wurde, erlebte auch Remseck einen (zumindest politisch) leidenschaftlichen Abend. Unser Landtagsabgeordenter Jürgen Walter und der OV Remseck hatten geladen, um das Thema Andriof-Brücke und Nord-Ost-Ring nochmals zu beleuchten.

Während in Berlin auf der großen politischen Bühne ein wilder Reigen um die Wahl eines neuen Bundespräsidenten aufgeführt wurde, erlebte auch Remseck einen (zumindest politisch) leidenschaftlichen Abend. Unser Landtagsabgeordenter Jürgen Walter und der OV Remseck hatten geladen, um das Thema Andriof-Brücke und Nord-Ost-Ring nochmals zu beleuchten. Trotz sommerlichsten Temperaturen durften wir uns  sowohl über einen vollen Saal im Pattonviller Bürgersaal, als auch über ein äußerst leidenschaftliches Publikum freuen.

 

 

Unter der Leitung von Pfarrer Albrecht Daur von der Evangelischen Akademie Bad Boll diskutierten Bürgermeisterin Beatrice Soltys (Fellbach), Oberbürgermeisterin Ursula Keck (Kornwestheim), Oberbürgermeister Karl-Heinz Schlumberger und Bürgermeister Hans Schmid aus Ludwigsburg. Hierbei waren die Positionen klar voneinander abgrenzbar: die beiden weiblichen Diskutantinnen auf Seiten der „Brückengegner“ , die zwei männlichen auf Seiten der Befürworter von Andriof-Brücke und Nord-Ost-Ring. Unter den Gästen befand sich zudem Oberbürgermeister Andreas Hesky aus Waiblingen, welcher die Diskussion um die Position seiner Stadt erweiterte.

 

 

Die Hauptargumente der Befürworter von Andriof-Brücke und Nord-Ost-Ring  bezogen sich auf eine in ihren Städten unzumutbare Verkehrsbelastung für die Bürger, welche durch den Bau der Andriof Brücke gemildert werden soll. Dem hielten die Gegner gegenüber, dass bei der Planung der Brücke vom Regierungspräsidium weitreichende Planungsfehler begangen worden seien, welche nun eine völlig falsche Kalkulationsbasis darstellen würden. Soltys nannte die Zahlen „hochinterpretiert“ und verlangte eine Nachbesserung der zugrundeliegenden Zahlen. Schlumberger hielt dagegen, dass in Remseck diese Zahlen „direkt fühlbar“ seien.

 

 

In einer offenen Diskussionsrunde bestätigten die verschiedenen Interessenslagen erneut, wie hoch komplex dieses Thema ist und dass ein Interessenausgleich aller nur schwerlich zu erreichen ist. Zumal jede Lösungsvariante den einen die Verkehrslast zu nehmen scheint, um sie dann den anderen zu überlassen. Dies machte die Diskussion zu einer hoch emotionalen.

 

 

Sachliche Argumentation nimmt Fakten zur Kenntnis

 

Für uns nicht nachvollziehbar ist, warum die Andriof-Brückenbefürworter angesichts der offiziellen Zahlen des Verkehrsgutachtens an die große Entlastung von Neckargröningen und Neckarrems glauben. Der Wunsch "der Verkehr muss raus aus Neckargröningen" ist zwar verständlich und entspricht auch unseren Wünschen, doch leider ist dies auch mit der Andriof-Brücke nicht möglich. Im Bereich der Tankstelle in Neckargröningen fahren jetzt um die 30 000 KfZ am Tag. Nach dem Bau der Andriof-Brücke sind es laut Verkehrsgutachten 29 000 KfZ/Tag. Sind 1000 KfZ/Tag weniger in Neckrgröningen die große Entlastung? Und für diese geringe Entlastung wird die Andriof-Brücke gebaut, die dann auf der Aldinger Westumfahrung eine Zunahme um 15 000 KfZ bringt. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang, dass unser OB über die Verkehrszahlen offenbar gar mehr nicht groß diskutieren will, schließlich müsse er "nur aus dem Fenster schauen, um das Problem täglich zu sehen". Mit dieser emotionalen und nicht sachlichen Argumentation dürfte sich allerdings kein Planfeststellungsbeschluss für die Andriof-Brücke erwirken lassen.

 

 

Einig waren sich die Diskutanten auf dem Podium, dass es sich um ein regionales und nicht allein kommunales Verkehrsproblem handelt, dessen Lösung ebenfalls interkommunal sein muss. Zentral ist hierbei die Frage, wie wir mit weiter steigenden Verkehrsaufkommen in einem dicht besiedelten und hochindustrialisierten Ballungsraum umgehen wollen, sollen und auch können. Es geht um die Frage einer zukunftsorientierten Mobilität und in welchen Wechselbeziehungen sich Straße und Verkehr zueinnander verhalten. Klar ist auch, dass es hier keine Win-Win Situation geben kann, unabhängig von der Qualität der straßenbaulichen Planung.

 

 

Welches Fazit kann man also ziehen? Zu erwarten ist, dass die Diskussion, vergleichbar mit der Wahl zum Bundespräsidenten, spannend und zukunftsweisend bleiben wird. Und wir ebenso um eine Lösung ringen werden. Hoffentlich eine glücklichere als die Wahl von Wulff.

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