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Diskussion zum Nord-Ost-Ring - Pro und Contra trafen aufeinander

Gegner und Befürworter des Nord-Ost-Rings diskutierten vergangenen Dienstag engagiert im Haus der Bürger in Aldingen. Die Remsecker Grünen hatten Joseph Michl, den Vorsitzenden der ARGE Nord-Ost e.V., eingeladen.

 

Mit umfangreichem Fakten- und Datenmaterial stellte Michl dar, dass vorrangiges Ziel des Nord-Ost-Rings die überregionale Verbindung für den Fernverkehr und nicht die Entlastung von Remseck ist. "Es ist ehrenwert, wenn Remseck Verkehrsprobleme des europäischen Ost-West-Verkehrs durch eine neue Autobahn in seinem Vorgarten lösen will. Besonders klug ist das aber nicht", so Michl. "Für die Bürger wäre es besser, die Remsecker Verkehrsprobleme kleinräumig zu lösen, ohne eine neue Verbindung für den weiträumigen Transit-Verkehr im Süden von Aldingen zu bauen."

 

Anhand der amtlichen Lärmkarten zum Linienbestimmungsverfahren für den Bundesverkehrswegeplan 2003 zeigte er, dass Aldingen nachts deutlich hörbar mehr Verkehrslärm durch den Nordostring bekäme, als dies heute der Fall ist. Dies würde nicht nur die Wohngebiete im Süden von Aldingen betreffen, sondern den gesamten Ort, besonders die Hanglagen. "Der Nordostring ist das eine, die Entlastung der Remsecker Bürger von Verkehr das andere. Man darf das nicht verwechseln oder zusammenwerfen. Sonst kommt man vom Regen in die Traufe und hat zum Schluss deutlich mehr Verkehr und Belastungen auf Remsecker Gemarkung als zuvor", so Michl.

 

Die ARGE Nord-Ost e.V. hat sich eingehend mit den Verkehrsprognosen sowohl des Bundesverkehrswegeplans als auch des Regionalverkehrsplans beschäftigt und dabei erhebliche Unstimmigkeiten festgestellt. U.a. geht der Bundesverkehrswegeplan 2030 davon aus, dass bei Bau des Nordostrings kein einziges Fahrzeug mehr durch den Rosensteintunnel im Zuge der B10 fahren würde. Tatsache hingegen ist nach Michl, dass der 250 Millionen Euro teure Stuttgarter Rosensteintunnel seit 2 Jahren in Bau sei und etwa 70.000 Kfz/Tag aufnehmen soll. Nicht nachvollziehbar sind für Michl auch die prognostizierten 45.000 KFZ/Tag auf dem Nord-Ost-Ring auf der Neckarbrücke bei Aldingen im aktuellen Bundesverkehrswegeplan, da der Vorgängerplan hier für 2010 bereits 70.000 KfZ/Tag ausgewiesen hatte "Überall wird die Verkehrszunahme auf der Straße beklagt. Nur der Nordostring soll plötzlich deutlich weniger Verkehr bekommen. Das ist nicht nachvollziehbar."

 

Kritisch äusserte sich Michl auch zum Entwurf des neuen Regionalverkehrsplans, der dem Nordostring höchste Dringlichkeit bescheinigt. Karl-Heinz Balzer, erster Bürgermeister der Stadt Remseck und Befürworter des Nordostrings bestätigte, dass im Verkehrsmodell des Regionalverkehrsplans Fehler enthalten seien, und der Verband Region Stuttgart deshalb nacharbeiten müsse.

 

Die Diskussion drehte sich vor allem um Alternativen zum Nord-Ost-Ring. "Ich verstehe nicht, warum der ÖPNV nicht stärker ausgebaut wird", sagte ein Teilnehmer. Neben dem Ausbau des ÖPNV, insbesondere auch der Stadtbahn, ging es um die "Billinger-Variante", die in Form der Westrandbrücke Bestandteil der Remsecker Planung "Neue Mitte" ist. Michl hierzu: "Die ARGE Nord-Ost sagt nicht, dass Remseck die Billinger-Brücke bauen soll. Das muss und kann Remseck selbst entscheiden. Die ARGE sagt aber, dass die Billinger Brücke, die als Westrandbrücke sowieso geplant wird, eine intelligentere Art der Problemlösung als der Nordostring ist. Durch den Nordostring werden auch in Remseck mehr Menschen belastet als entlastet." Nach Auffassung der ARGE gibt es dabei zudem die Möglichkeit, den Schlossberg durch den Bau eines Umwelttunnels sogar noch besser als heute vor dem Verkehrslärm der L1197 zu schützen.

 

Die Stadt Remseck bevorzugt einen 2- bis 3-spurigen Nordostring, um das hohe Verkehrsaufkommen aus dem Zentrum der Stadt heraus zu bekommen. Hierzu gab Michl zu bedenken, dass der Bundesverkehrswegeplan einen 4-spurigen Nordostring vorsähe, und der Bund daher keinen 3-spurigen bauen würde. Zudem würde ein 3-spuriger Nordostring den Verkehr auf der bestehenden Remsecker Brücke nach den Verkehrsprognosen nur um ca. 9.000 Kfz/Tag reduzieren. Diese Verkehrsabnahme - wenn sie überhaupt einträfe - wäre viel zu gering, um eine wesentliche Entlastungswirkung für Neckargröningen oder Neckarrems zu entfalten.

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