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Bauern gegen Nord-Ost-Ring

Landwirte aus dem Einzugsbereich des Nord-Ost-Ringes haben die Initiative Bauern Miteinander (http://www.bauern-miteinander.de) gegründet und hatten zu einer Felderrundfahrt am 10. März 2018 eingeladen.

 

Sie informierten über die Auswirkungen des neu unter "nicht vordringlicher Bedarf" in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommenen NO-Rings. Wertvollster Ackerboden geht dauerhaft verloren und es wird mehr Verkehr angezogen, sollte der NO-Ring realisiert werden. 70.000 Fahrzeuge würden auf der autobahnähnlich ausgebauten Bundesstraße täglich fahren, die entgegen der Aussagen der Befürworter keine Umfahrung von Stuttgart ist, sondern Teil einer Magistralen von Kaiserslautern bis nach Augsburg.

 

In einer vorgeschalteten Podiumsdiskussion zwischen den Bundestagsabgeordneten Matthias Gastelvon den Grünen und Steffen Bilger(CDU), neuer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, prallten dann auch die Meinungen über Sinn und Unsinn des NO-Ringes aufeinander. Sowohl Matthias Gastel als auch die anwesenden Stadträte aus Remseck, Fellbach, Kornwestheim und Stuttgart sehen im NO-Ring eine ökologische Katastrophe und eine massive Einschränkung der Lebensqualität von rund 100.000 Menschen.

 

Gerade letzterer Punkt wurde bei der Felderrundfahrt, die der vorgesehenen Trasse folgte, sehr deutlich: Es ist erschreckend, wie nah diese Autobahn mitsamt einer 6-spurigen Monsterbrücke hoch über den Neckar an Wohngebieten entlang führen soll. Bewohner von Kornwestheim, Zazenhausen, Mühlhausen, Neugereut, Aldingen, Öffingen, Hegnach, Fellbach und Waiblingen werden direkten Sichtkontakt zu der mindestens 4-spurig ausgebauten Straße haben und den krank machenden Lärm ertragen müssen.

 

Interessant war, dass dieser Aspekt von Herrn Bilger einfach negiert wurde und statt dessen die hohe Notwendigkeit des NO-Ringes für die Wirtschaft (sprich freie Fahrt für die LKW) in seiner Argumentation in den Vordergrund stellte. Geld für den Straßenbau ist laut Herrn Bilger mehr als genug vorhanden. Die für den Bau des Bundesstraßenabschnittes zwischen Kornwestheim und Waiblingen veranschlagten 200 Millionen € wären nach Meinung von Matthias Gastel besser in den Ausbau von Bahn und Bus investiert, was von den anwesenden Besuchern mit großen Beifall unterstützt wurde.

 

Bizarr wurde dann die Argumentation von Herrn Bilger, als er mit dem drohenden Fahrverbot für Diesel-PKW in Stuttgart die Notwendigkeit des NO-Ringes begründete. Dieses drohende Fahrverbot sei eine Folge der verfehlten Politik des Stuttgarter OB Fritz Kuhn, so Bilger. Dazu ist anzumerken, dass Fritz Kuhn ja wohl schwerlich für die Betrügereien der Autohersteller verantwortlich gemacht werden kann (die Aufsicht über das Kraftfahrt-Bundesamt hatten ja CDU und CSU-Bundesminister die letzten Jahre, die sich auch weigern, eine technisch mögliche Nachrüstung der betroffenen Fahrzeuge anzuordnen) und zudem der Verkehr am Neckartor in Stuttgart eben nicht durch einen NO-Ring entlastet würde.

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