Manchmal flüstern sich Gemeinderäte – auch unterschiedlicher Fraktionen - in der Sitzung ein „Ricola“ zu. Wofür steht dieses mysteriöse Wort?? Ist es ein geflügeltes Wort für “Richtlinie kommunaler Langzeitarbeit?“ Fast richtig! !
Inzwischen könnte man genauso gut „Gutti“ oder „Koch-Mehrino“ sagen. Es geht schlicht um die Frage: Wer hat‘s erfunden? Wer hat wo abgeschrieben und verkauft es als seine neue Idee?
Besonders herausragend zur Zeit die FDP. War noch kurz vor der Landtagswahl die Rede davon, dass dieses „ Atom- und Energiethema“ mit dem sich die Grünen immer „wichtigmachen“, bald wieder vom Tisch sein wird, so ergrünt die FDP zusehends: „neueste“ Ideen: man könne doch versuchen, die Schüler oder Kindergartenkinder zu ermuntern, Energie zu sparen.
Ein guter und sehr sinnvoller Vorschlag. Nur, ehrlich gesagt, ist dies mindestens der 15. Anlauf, der von verschiedenen Fraktionen vorgenommen wird, dieses Thema zu bewegen. Erst ein halbes Jahr ist es her, dass ich zum 3. Mal einen solchen Vorstoß bei der Verwaltung mit einer Frage in einer Ausschusssitzung unternahm.
Nicht, dass ich falsch verstanden werde: ich freue mich außerordentlich, wenn „Grüne Themen“ für immer mehr Menschen attraktiv werden und jeder, der sich für die Trias „Steigerung der Energieeffizienz, Energiesparen, erneuerbare Energien“ mit sinnvollen Vorschlägen einsetzt, ist herzlich eingeladen, an der notwendigen Energiewende mitzudenken und mitzuarbeiten. Nur soll er/sie dann nicht so tun, als sei sein Vorschlag der erste und einzige dieser Art. Steter Tropfen höhlt den Stein…. Gerne.
Und ich freue mich, wenn dieses Thema jetzt wirklich bewegt wird. Störend ist nur, dass die FDP wie in ihren Vorstößen zu vielen Themen zuletzt zum Hochberger Tunnel und zur gesplitteten Abwassergebühr für sich ein Urheberrecht in Anspruch nimmt, das sie nicht hat, und tut, als wäre sie die alleinige Verfechterin dieses Themas und hätte das Rad erfunden.
Nur vorsorglich möchte ich darauf hinweisen, dass es von uns eine Serie weiterer Vorschläge gibt, auf die wir kein Copyright erheben und die wir gerne als Shareware (??) allen Interessierten zur Verfügung stellen, damit sie gelegentlich wieder aufgegriffen werden können:
Auf dem Sektor Energie:
- Ausweisung von Passivhäusern für neue Bauabschnitte
- Vorschrift an die Bauträger, Dächer möglichst so zu orientieren, dass Sonnenkollektoren leicht nachrüstbar sind
- entsprechende Ermöglichungsvorschriften für die Wohnungseigentümergemeinschaften.
- Aufstellung der kommunalen Liegenschaften und ihres Sanierungsstaus um über Sanierung oder Verkauf zu entscheiden.
Sektor Bildung:
- dringende Sanierungen jetzt – bevor unsere Schulen und Kindergärten noch maroder werden.
- Investition in ein gesundes Lernklima. Das bedarf keiner großangelegten Gesundheitsprojekte, sondern beginnt ganz praktisch bei Schul- und Toilettensanierungen, die Anfang des Jahres von der Mehrheit des Gemeinderats abgelehnt wurden.
Zur Politik gehört die Zuspitzung. Nur wäre es manchmal besser, nicht nur das eigene Ego zu pflegen, sondern gemeinsam etwas zu bewirken und nicht nur lautstark zu fordern, sondern in kleinen Schritten voranzubringen.
Aber: vielleicht müssen wir einfach ein bissle lauter werden. Wir sind die Fraktion mit dem höchsten Frauenanteil. Und da geht in mancher Männerrunde schon einmal ein zart geäußerter Vorschlag unter… Und manchmal bin ich selbst über die Vorschläge, die da vorgetragen werden, als wären sie das erste Mal geäußert, so baff, dass mir in dem Moment nur ein zartes „Ricola“ entweicht. Wie Sie jetzt wissen, ringe ich um Atem, bitte aber nicht um ein gleichnamiges Bonbon!