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S21 - und Remseck

Trotz positiver Seiten des Schlichterspruchs von Heiner Geißler ist für uns Gegner von S21 der Schlichterspruch nicht zufrieden stellend. Denn er beinhaltet ein „Weiter mit S21“. Durch den jetzt unverzüglichen Weiterbau und die Vergabe von Milliarden an Tunnelbauten werden weiter Fakten geschaffen, das Projekt wird unumkehrbarer denn je.

Einige  Hauptkritikpunkte gegen S21 waren:

 

1.     Die hohen Kosten von S21 (Preis/Leistungsverhältnis schlecht)

 

2.     Die mangelnde Leistungsfähigkeit von S21 (bestätigt derzeit nur 15 % Züge mehr, jetzt Stresstest, da 30 % versprochen)  

 

3.     die Zerstörung vieler alter Bäume und der grünen Lunge unmittelbar um den Stuttgarter Bahnhof  herum

 

4.     Die Spekulation mit Grundstücken, denn viele Gegner erkannten, dass es sich bei S21 nicht um ein Bahn- sondern um ein Immobilienprojekt handelt.

 

5.     Der Zeitgewinn weniger Minuten zum Flughafen, der durch die längeren Wege bis zum Terminal wieder zur Hälfte aufgefressen wird, wurde als unwirtschaftlich angesehen.

 

6.     Die durch die Tieferlegung gegebene „Unfreundlichkeit“ des Bahnhofs für Familien mit Kinderwagen, Fahrradfahrer, Behinderte. Die zu engen Bahnsteige, die ebenfalls zu eng für Kind und Kegel sind.

 

7.     Schlechte Notfallvorsorge, falls es – vor allem in einem der Tunnels zu einem Unfall/Brand kommt.

 

Insofern könnten die Gegner von S21 zufrieden sein, hat die Schlichtung doch belegt, dass genau diese Kritikpunkte berechtigt sind und nachgebessert werden sollen. Geißler gab den Planern  genau diese Kritikpunkte als Hausaufgaben.

 

Für uns Gegner von S21 ist der Schlichterspruch dennoch nicht zufrieden stellend. Denn er beinhaltet ein „Weiter mit S21“. Durch den jetzt unverzüglichen Weiterbau und die Vergabe von Milliarden an Tunnelbauten werden weiter Fakten geschaffen, das Projekt wird unumkehrbarer denn je.

 

Das können wir nicht akzeptieren.

 

Zu lange hat man S21 kompromisslos und mit brachialer Macht verteidigt. Gegeneinwände ließ man nicht gelten Und jetzt scheint es vielen – auch Geißler  - zu spät, dieses Projekt zu kippen. Es soll jetzt lediglich teuer nachgebessert werden.

 

Eines ist klar: wenn S21 kommt, wird es noch teurer. Bitter für die Gegner: man wird versuchen, ihnen genau die Kostensteigerung in die Schuhe zu schieben, gegen die sie gekämpft haben.

 

Was bleibt: Das Heil der Welt hängt sicher nicht an einem Bahnhof. Aber: Viele wichtige Entscheidungen sind zu treffen: S21 hat gezeigt, dass Bürgerprotest und Bürgerbeteiligung unabdingbar wichtig sind.

 

Bei anderen Themen wird dies nicht erkannt: Wenn selbst der zuständige Minister bei den Geheimverhandlungen mit den großen Energieversorgern (Verlängerung der Atomlaufzeiten) nicht dabei sein darf, keiner die Verträge kennt, rückt Transparenz und Bürgernähe in weite Ferne.

 

Wichtig: wie geht Remseck mit gut informierten Bürgern und ihren kritischen Einwänden in Zukunft um? Sei es die umstrittene Andriofbrücke, oder die  „Billinger-Variante“, die von uns Grünen und dem Verkehrsplaner Billinger ganz anders gedacht ist, als von den Planern des RP. Ebenso die Ideen zur Neuen Mitte: sollen die Planungen Erfolg haben, müssen die Bürger frühzeitig und vollständig beteiligt werden.

 

Die Bürger und ihre Vorstellungen mitzunehmen, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen, Einwände zu erörtern und dann gemeinsam die bestmögliche Lösung zu suchen, dies führt dazu, dass sich Bürger als Bürger fühlen, und nicht nur als „Stimmvieh“, das lediglich  alle vier Jahre nach seiner Meinung gefragt wird. Nur so können auch in Remseck in Zukunft größere Vorhaben gut gelingen.

 

In diesem Sinne: Oben bleiben! 12/2010

 

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