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Besichtigung der Gärtnerei Bürkle

Der grüne Ortsverband hatte zu einer Besichtigung der Gärtnerei Bürkle eingeladen. Peter Bürkle führte uns durch seinen Betrieb und vermittelte uns die Vielfalt und Lebendigkeit des Jahresablaufs in einem Gartenbaubetrieb, der über das ganze Jahr so ziemlich alles an blühenden Pflanzen anbietet, was wir in Gärten und auf Balkonen genießen können.

27 vollbeschäftigte Mitarbeiter produzieren und vermarkten die auf einer Fläche von ca. 30000 m² erzeugten Pflanzen. Glas- und Foliengewächshäuser, in den das ganze Jahr produziert wird, beanspruchen ein Drittel der Fläche, zwei Drittel sind Freilandflächen.

Ökonomie und Ökologie passen zusammen

Fast alle Gewächshäuser werden CO2-neutral mit aus der Region stammenden Holzhackschnitzeln beheizt und haben die Ölheizung ersetzt. Das Regenwasser der Dachflächen wird aufgefangen und in Zisternen gespeichert. Die Bewässerung der Pflanzen erfolgt über dieses gespeicherte Regenwasser sowie durch das aus einem Tiefbrunnen (64 m tief) gewonnene Wasser. „Der Brunnen ist unsere lohnendste Investition“, so Peter Bürkle, entfällt seither doch die Wasserrechnung durch die Stadt. Auf den Dachflächen der Betriebsgebäude produzieren Photovoltaikanlagen Ökostrom.

High-Tech im Gartenbau

Bewässerung und Düngung der Pflanzen in den Gewächshäusern erfolgen computergesteuert in geschlossenen Systemen. Dabei wird das Gefälle des Geländes ausgenutzt: Oben wird das Wasser in die Tische mit den Topfpflanzen gelassen, die Pflanzen werden leicht angestaut und das überschüssige Wasser unten wieder aufgefangen und anschließend wieder verwendet. So gelangt kein Dünger in den Boden, ebenso werden weder Wasser noch Dünger verschwendet.

 

Die Gärtnerei ist Mitglied im Verein für Nützlingseinsatz und nutzt dessen Pflanzenschutzberater. Die biologische Schädlingsbekämpfung mit Nützlingen steht beim Pflanzenschutz im Vordergrund, chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel werden nur im Ausnahmefall eingesetzt. Das ist nicht nur für die Umwelt gut, sondern auch für die Gesundheit der in der Gärtnerei arbeitenden Menschen.

Regionalität ist Trumpf

Der Betrieb kauft und verkauft vorwiegend regional. Einen Großteil der Jungpflanzen bezieht Bürkle von der Fa. Selecta aus Stuttgart-Mühlhausen. Dreimal pro Woche wird auf dem Großmarkt in Stuttgart und auf dem Stuttgarter Wochenmarkt verkauft. Weitere Kunden sind der Fachhandel,Kommunen oder das Blühende Barock in Ludwigsburg. Wichtig ist auch das Privatkundengeschäft mit Verkauf auf dem Betrieb.

Bürokratie und Flugbenzin

„Gartenbaubetriebe befinden sich heute in einem weltweiten Wettbewerb mit ungleichen Bedingungen“, wie Peter Bürkle findet. So sind die Zulassungsbedingungen für Pflanzenschutzmittel in den einzelnen Ländern unterschiedlich. Bürkle stört besonders, dass in Deutschland für den Einsatz in Gartenbau und Landwirtschaft verbotene Mittel von der Chemieindustrie in Deutschland hergestellt und an die ausländische Konkurrenz exportiert werden. Während seine Transportkosten durch die Mineralölsteuer hoch sind, profitieren Blumenimporte über das Flugzeug von der fehlenden Besteuerung von Flugbenzin. Während in Deutschland für jede Sonntagsfahrt eine Ausnahmeregelung eingeholt werden muss, erhalten ausländische Unternehmen, z.B. aus Holland, diese auf einmal für ein ganzes Jahr. Bürkle fordert den gleichen Mindestlohn in allen EU-Ländern und die Abschaffung aller branchenspezifischen Subventionen. Das Mindestlohngesetz hat für ihn mehr Bürokratie gebracht.

Wir bedanken uns bei Peter Bürkle für die informative Führung und anregende Diskussion, die uns interessante Einblicke in die Gartenbauwelt gebracht haben.

 

 

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