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Besuch bei Geflüchteten

Am vergangenen Donnerstag hatte die Stabsstelle Integration zu einer Besichtigung der neuen Unterkunft für Geflüchtete auf dem Gelände des ehemaligen Klärwerks vis a vis der Minigolf-Anlage in Neckarrems eingeladen.

 

Es handelt sich um eine Containerwohnanlage mit 2 Bauten für je 35 Personen. Dort konnten wir auch mit Flüchtlingen sprechen.

 

Zuvor hatten uns Jasmine Finckh und Melike Cevik von der Stabsstelle Integration Infos zur Situation der Geflüchteten in Remseck gegeben. Über 900 Geflüchtete leben in Remseck, das sind rund  3 % der Remsecker Bevölkerung. Untergebracht sind die Geflüchteten in größeren kommunalen Container-Einrichtungen in Neckarrems Am Hummelberg , in Aldingen beim Sportplatz in der Neckarkanalstraße und im Industriegebiet in der Max-Eyth- Straße sowie in der Ludwigsburger Straße in Neckargröningen. Die meisten Geflüchteten sind jedoch in Privatwohnungen untergebracht, die von der Stadt angemietet sind. Dass bisher keine städtischen Hallen zur Unterbringung genutzt werden müssen, liegt daran, dass Privatpersonen bisher ausreichend Wohnungen zur Verfügung stellen. Die Wohnungssuche für Geflüchtete gehört inzwischen zusammen mit dem Gebäudemanagement auch zum Aufgabenbereich der Stabsstelle Integration.

 

Zwei Klassen von Geflüchteten

Bei den Flüchtlingen gibt es zwei große Gruppen: Geflüchtete aus der Ukraine, zumeist Frauen und Kinder sowie Geflüchtete aus dem afrikanischen und vor allem arabischen Raum, insbesondere aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Aus dem arabischen Raum kommen vor allem Männer oder Familien. Rund ein Drittel der Geflüchteten kommt aus der Ukraine.

 

Die Situation der Geflüchteten ist sehr unterschiedlich. Ukrainische Flüchtlinge haben rechtlich einen besseren Status als reguläre Asylbewerber und müssen kein Asylverfahren durchlaufen. Das liegt an der sogenannten EU-Massenzustrom-Richtlinie, die kurz nach Beginn des Ukraine-Krieges zum ersten Mal aktiviert wurde. In einem recht unbürokratischen Verfahren erhalten Ukrainer relativ schnell eine Aufenthaltserlaubnis und können dann auch arbeiten und Geld verdienen. Bei Asylbewerbern ist das anders. Während des laufenden Asylverfahrens dürfen viele nicht arbeiten. In den Gesprächen wurde aber deutlich, dass sie gerne arbeiten und Geld verdienen wollen. 

 

Unterkunft am ehemaligen Klärwerk

In der Unterkunft auf dem ehemaligen Klärwerk leben vor allem junge Syrer, Afghanen und Iraker. Sie nutzen intensiv die Deutsch-Sprachkurse, weil sie wissen, dass die deutsche Spreche der Schlüssel für ihre Integration ist. Für die Kommunikation, auch mit den Angehörigen in den Heimatländern, ist das Internet wichtig. Derzeit gibt es in der Unterkunft noch keinen WLAN-Anschluss. Der wäre aber wichtig. Wir konnten Zwei- und Dreibettzimmer von Geflüchteten sowie eine Küche mit Essraum besichtigen. Alle mit denen wir gesprochen haben, waren froh, jetzt in dieser relativ kleinen Anlage mit maximal 70 Menschen zu leben und nicht mehr in großen und unpersönlicheren Landeserstaufnahmeeinrichtungen.

 

Die Verständigung der Geflüchteten untereinander ist wegen der unterschiedlichen Sprachen und Dialekte nicht einfach. Die Verständigung erfolgt oft auf türkisch, da viele Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan und dem Irak vorher in der Türkei gelebt haben. Herr Steidle, ein Sozialarbeiter der Arbeiterwohlfahrt, kümmert sich neben den Kolleginnen von der Stabsstelle Integration um die Geflüchteten. Dazu gehört auch die Übersetzung von Bescheiden des Bundesamtes für Migration und Geflüchtete. Einem Iraker wurde kurz vor unserem Besuch sein abgelehnter Asylantrag übersetzt. Es war schon bitter unmittelbar zu erleben, wie betroffen und niedergeschlagen der junge Mann war, dem nun bald die Abschiebung droht.

 

Wir bedanken uns bei Jasmine Finckh und Melike Cevik und den Geflüchteten für interessante und informative Gespräche.

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