Rüdiger Stihl, Gesellschafter der Firma Stihl und Ehrenbürger der Stadt Remseck, wirbt seit vielen Jahren für den Nord-Ost-Ring. Weil es mit dem oberirdischen Nord-Ost-Ring nichts wurde, kam vor fünf Jahren Herr Stihl mit der Tunnelidee, damals „Landschaftsmodell Nord-Ost-Ring“ genannt.
Jetzt hat Herr Stihl viele bekannte Unternehmen (Stihl, Kärcher, Mercedes-Benz, Trumpf, Mann & Hummel, Züblin, Lapp, Mahle, Lotter, Pflugfelder. Munz Transport & Logistik, Große Vehne u.a. ) für eine neue Werbekampagne zum vierspurigen Nord-Ost-Ring gewonnen. Allerdings kommt das Wort Nord-Ost-Ring in der Werbekampagne gar nicht mehr vor, offenbar ist das Wort „Nord-Ost-Ring“ negativ besetzt. Jetzt heißt das Projekt „Grüner Tunnel“. Hört sich auch viel attraktiver an!
Die Kampagne mit Plakaten, ganzseitigen Zeitungsanzeigen oder dem Internet-Auftritt -www.gruener-tunnel.de – strotzt nur so von grüner Farbe und Vegetation. Wir sehen dort glückliche Menschen unter einem Apfelbaum, Jogger, ein Mädchen auf Papas Schultern vor einem Baumhaus, dazu Slogans wie „1 Tunnel. 365 Tage mehr Lebensqualität oder "Weniger Stau. Mehr vom Leben“. Auf der Internet-Seite der Kampagne kann man an einer „Abstimmung“ teilnehmen, allerdings ist nur ein „Ja“ zum Tunnel möglich, ein “Nein“ nicht. Das ist für uns daher keine Abstimmung, sondern eine Unterschriftensammlung für den Nord-Ost-Ring.
Es ist respektabel, wenn Menschen Visionen aus aufrichtigen Motiven heraus engagiert und nachhaltig verfolgen. Insofern hatten und haben wir für die Initiative von Herrn Stihl durchaus eine gewisse Sympathie. Die Realität darf dabei aber nicht ausgeblendet werden. Und bei allem Respekt war der Vorschlag des von Herrn Stihl angeführten Konsortiums schon bei seiner ersten Präsentation vor fünf Jahren ungeeignet, die Verkehrsprobleme der Region oder bei uns in Remseck zu lösen.
Mit 1,6 Mrd. € (erfahrungsgemäß bliebe es sicher nicht bei diesem Betrag bis zur Fertigstellung) wäre dieser Nord-Ost-Ring viel zu teuer, brächte massive Eingriffe in wertvolle Landwirtschaftsflächen, wäre in hohem Maße klimaschädlich und ist auch sonst aus der Zeit gefallen. Angesichts von Klimaerhitzung oder dem jetzt schon eklatanten Geldmangel bei der Unterhaltung der bestehenden Verkehrswege ergibt so ein Projekt heute schon gar keinen Sinn mehr. Wir brauchen weniger Verkehr, nicht mehr! Der Nordostring würde zusätzlichen, sog. induzierten Verkehr, erzeugen. Will sagen: Es ist erwiesen, dass neue Straßen neuen Verkehr erzeugen. Das ist das Letzte, was unsere verkehrlich bereits hochbelastete Region brauchen kann. Der Nord-Ost-Ring wäre – oberirdisch oder unterirdisch - damit nicht Teil einer Lösung, sondern Teil des Problems. Wir lehnen daher auch den unterirdischen Nord-Ost-Ring aus ökologischen und verkehrlichen Gründen ab.
In der Regionalversammlung haben die Fraktionen CDU/ÖDP, Freie Wähler und FDP eine regionalplanerische Bewertung des „Grünen Tunnels“ gefordert. Wir unterstützen da Ulrich Lenk, den Fraktionsvorsitzenden von Freien Wählern/FDP im Fellbacher Gemeinderat, der den Nord-Ost-Ring „egal ob über oder unter der Erde“ (Stuttgarter Zeitung vom 14. November 2024) ablehnt.